Selbstverständnis von IZDA

Das „Internationale Zentrum für Demokratie und Aktion“ basiert auf gegenseitiger Solidarität. Praktische Solidarität ist unser wichtigstes Instrument, um unsere Lebensrealitäten zu verstehen, alltägliche und systemische Ungerechtigkeiten zu erkennen und gemeinsam für eine bessere Gesellschaft zu kämpfen.

Unsere Organisation hat vier wesentliche Charakterzüge:

1. einen gewerkschaftlichen Charakter: Wir kämpfen für unsere Rechte oder gegen ungerechte Behandlung in den Bereichen Arbeit, Wohnen, Aufenthalt, Sozialleistungen (z.B. Jobcenter, Sozialamt) und mehr.

2. einen sozialen Charakter: Wir treten für soziale Verbesserungen in unserem alltäglichen Leben ein. Wir wollen eine Gesellschaft ohne Armut, Gewalt und Diskriminierung. Wir stehen für ein solidarisches Miteinander statt für gesellschaftliche Spaltung. Menschen, die unsere Ziele teilen, sind unsere Verbündete.

3. einen politischen Charakter: Wir wollen gemeinsam die Ursachen unserer Probleme erkennen und verändern. Deshalb sehen wir eine grundlegende Gesellschaftsveränderung als langfristiges Ziel. Wir wollen politische Probleme in Chemnitz und in der Gesellschaft thematisieren und nach Lösungen suchen.

4. einen kulturellen Charakter: Kultur ist die Art und Weise des Zusammenlebens von Menschen und sie verbindet uns. Wir wünschen uns eine moralische und demokratische Kultur, z.B. in Bezug auf Identität und Sprache. Verschiedene Kulturen miteinander zu verbinden sehen wir als Chance, Vorurteile abzubauen und gemeinsame politische Kämpfe zu verstehen.

Das sind die wichtigsten Paradigmen von IZDA:

1) IZDA ist eine basisdemokratische Organisation und hat keine Chefs. Die Organisation gehört den aktiven Mitgliedern. Entscheidungen werden in den jeweiligen Gremien getroffen. Dazu gehören die Vollversammlung und die Arbeitsgruppen. Entscheidungen, die gemeinsam getroffen wurden, gelten für alle Mitglieder.

2) IZDA ist politisch und ökonomisch unabhängig von staatlichen Institutionen, Parteien, Unternehmen, den offiziellen Gewerkschaften und religiösen Einrichtungen. Das ist wichtig, damit wir in unseren Zielen, Handlungen und Denkweisen selbstbestimmt bleiben. Wir stellen die parlamentarische Politik infrage, weil sie häufig nur den Interessen von Wenigen dient. Wir setzen auf die Stärke einer Bewegung von unten, wenn es darum geht, Verbesserungen und Veränderungen durchzusetzen. Es ist unser Ziel, uns langfristig durch Mitgliedsbeiträge, Fördermitgliedschaften und Spenden zu finanzieren.

3) Unsere Stärke liegt in der gemeinsamen Organisierung und in der gegenseitigen Solidarität. Wenn ein Mitglied von IZDA ungerecht behandelt wird, z.B. Ausbeutung, Unterdrückung oder Gewalt erlebt oder staatliche Repression erfährt und sich dagegen wehren möchte, helfen und kämpfen wir alle gemeinsam mit dieser Person. Durch die gemeinsame Organisierung sind wir stärker und können so Forderungen gegenüber Unternehmen, Vermieter*innen*, Behörden etc. besser durchsetzen. Wir wollen mit anderen demokratischen Organisationen in der Stadt zusammen arbeiten, einen praktischen Bezug zu unserem Stadtteil Sonnenberg und zu den anderen Anwohner:innen pflegen. Zusammen sind wir stärker!

4) Gegenseitiger Respekt ist eine Grundlage von IZDA. Die Menschen in Chemnitz sind unterschiedlich: Sie kommen z.B. aus unterschiedlichen Ländern und sozialen Schichten, sie haben verschiedene Religionen oder auch keinen Glauben und lieben unterschiedlich. Wir stellen uns gegen jede Form der Diskriminierung wie etwa Rassismus, Sexismus oder Homophobie. Vorurteile sind Produkte des herrschenden politischen Systems, die wir verinnerlicht haben und die uns schwächen und spalten. Deshalb müssen wir gemeinsam lernen, unsere Vorurteile zu überwinden. Wer gegenüber unseren Mitgliedern oder anderen Menschen diskriminierend oder gewaltvoll handelt und eine kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Fehlverhalten ablehnt, kann nicht länger ein Mitglied bleiben und ist nicht in unseren Räumen willkommen.

5) Die Gesellschaft im Kapitalismus ist in soziale Klassen geteilt: Diejenigen, die viel Geld haben oder Unternehmen besitzen und Diejenigen, die arbeiten müssen, um zu überleben. IZDA hat eine Klassenperspektive. Das heißt wir stehen in unseren Kämpfen an der Seite der Ausgebeuteten und Unterdrückten. Eine der Ursachen unserer täglichen Probleme liegt in der kapitalistischen Wirtschaftsweise. Der Kapitalismus stellt immer den Profit über die Bedürfnisse der Menschen und stürzt uns weltweit in tiefe Krisen (z.B. Klimakrise, Hungersnöte, wachsende Armut und Kriege). Wir verstehen uns deshalb als antikapitalistisch. Wir hoffen, dass der Kapitalismus überwunden wird und die Menschen ein neues politisches System aufbauen, dass wirklich sozial, ökologisch und wirtschaftlich gerecht ist.

6) Der Kapitalismus wird wesentlich gestützt durch Rassismus und das Patriarchat. Beide Phänomene müssen überwunden werden, da sie jeden Tag Ausbeutung, Unterdrückung und Gewalt verursachen. Wir sind Feminist:innen und Antirassist:innen. IZDA tritt für die Rechte und die Gleichberechtigung von unterdrückten Gruppen innerhalb der Gesellschaft ein. Dazu gehören z.B. geflüchtete Menschen, Menschen mit Behinderungen, arme Menschen, Frauen und LGBTIQ*-Personen. Aber um gute Lebensbedingungen für alle Menschen zu schaffen, reicht es nicht aus, wenn einzelne Gruppen mehr Rechte haben. Wir glauben, dass eine grundlegende Veränderung der Gesellschaft notwendig ist.

7) So eine grundsätzliche Veränderung in der Gesellschaft muss unserer Meinung nach von einer Bewegung von unten ausgehen, bei der viele Menschen aktiv mitmachen. Nur wenn wir Viele sind und lernen, uns gemeinsam und solidarisch zu organisieren, können wir wirklich etwas verändern. Deshalb ist ein Ziel von IZDA größer zu werden und gemeinsam mit anderen demokratischen Organisationen in Chemnitz und anderen Städten Teil einer organisierten sozialen Bewegung zu werden. Das nennen wir populäre Macht. Wir wünschen uns schlussendlich, dass die Menschen ein kritisches Bewusstsein schaffen, um demokratisch, moralisch und verantwortungsvoll zu handeln und sich aus eigenem Willen heraus an vielfältigen Prozessen zur demokratischen Gestaltung und Verwaltung der Gesellschaft einbringen.

8) Die verschiedenen Leben und Orte der Welt sind miteinander verbunden. Es gibt globale Machtverhältnisse, die dazu führen, dass vor allem Menschen im Globalen Süden ausgebeutet werden und unter den historische gewachsenen Krisen leiden (z.B. Klimakrise, Kriege und Armut). Viele IZDA-Mitglieder mussten ihre Heimat wegen dieser Krisen verlassen. Darum brauchen wir eine weltweite und internationalistische Perspektive. Solange gute Lebensbedingungen im globalen Norden auf der Ausbeutung des globalen Südens beruhen, kann es keine wirkliche Freiheit geben. Internationalismus bedeutet auch gegen Imperialismus, Faschismus und Nationalismus zu wirken. Wir lehnen koloniale, postkoloniale und imperiale Unterdrückung, Ausbeutung und Gewalt jeglicher Form ab. Wir sind solidarisch mit progressiven sozialen Bewegungen gegen Fremdherrschaft und stehen hinter den antikolonialen Befreiungskämpfen und den Widerstandsbewegungen gegen imperialistische Einflussnahme. Wir sind solidarisch mit Kämpfen in anderen Teilen der Welt, wie mit Freiheitsbewegungen, feministischen Bewegungen, Umweltbewegungen, Demokratiebewegungen, Antirassismusbewegungen, Arbeiter:innenkämpfen und anderen Schwestern und Brüdern.

9) Wir leben in Chemnitz und haben auch eine ostdeutsche Perspektive. Die gesellschaftlichen Spaltungslinien zwischen Ost- und Westdeutschland erkennen wir an und sehen deren historische und gegenwärtige Dimensionen als Problem. Die soziale Benachteiligung von Ostdeutschen, insbesondere von Migrant:innen in Ostdeutschland, die Angst vor dem gesellschaftlichen Abstieg und das Gefühl der politischen Bedeutungslosigkeit ist in Chemnitz bittere Realität. Wir sehen die Geschichte Ostdeutschlands als eine der Grundlagen für das Erstarken der rechtsradikalen Szene und unterstützen progressive Kämpfe zur sozialen Gleichwertigkeit zwischen alten und neuen Bundesländern.

10) Die Kämpfe gegen den Kapitalismus, gegen das Patriarchat, gegen Rassismus oder andere Krisen haben eine lange und vielfältige Geschichte. Sie haben in unterschiedlichen Jahrhunderten und an verschiedenen Orten der Welt stattgefunden. Dadurch wurden wertvolle Erfahrungen und Wissen gesammelt. Aber nicht alle Menschen haben Zugang zu diesem Wissen. Daher ist selbstorganisierte politische Bildung sehr wichtig. Unser Ziel ist es, uns durch Bildungen gemeinsam und ständig zu entwickeln. Wir wollen uns gegenseitig empowern, um Theorie und Praxis in unserem Kampf zu verbinden. Wir streben nach einer Veränderung des Bewusstseins.