Informationen über Chemnitz


Auf dieser Seite findest du allgemeine Informationen über Chemnitz und Informationen zu spezifischen Themen dieser Stadt. Wir haben einige Informationen und Quellen gesammelt zu den Themen Geflüchtete und Migrant:innen, Rassismus und rechte Gewalt, Neonazis und ihre Strukturen, sowie zu linker Stadtgeschichte.


Zahlen über Chemnitz

Chemnitz ist die drittgrößte Stadt in Sachsen und existiert seit dem Jahr 1143. Insgesamt wohnen in Chemnitz knapp 249.000 Menschen. Ungefähr 5% der Stadtbevölkerung zieht jedes Jahr neu nach Chemnitz oder verlässt die Stadt wieder. Chemnitz hat 39 verschiedene Stadtteile. Die meisten Menschen leben in den Vierteln Kaßberg (7.4%), Sonnenberg (6.7%), Zentrum (6.2%), Gablenz (6.1%), Bernsdorf (5.7%) und Schlosschemnitz (5.6%). Die Bevölkerungsdichte ist am höchsten in den Stadtteilen Kaßberg, Lutherviertel, Sonnenberg, Yorckgebiet, Markersdorf und Zentrum. Im Jahr 2023 sind im Vergleich zum Vorjahr die Stadtteile Sonnenberg (+369), Ebersdorf (+263, Geflüchtetenunterkunft) und Zentrum (+144) am meisten gewachsen. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung von Chemnitz liegt in der Spanne von 46 bis 47 Jahren – damit ist Chemnitz die älteste Stadt Europas. Die jüngsten Stadtteile liegen im Bereich des Durchschnittsalters von 40 Jahren (Lutherviertel und Sonnenberg), die ältesten bewegen sich in der Spanne von 55 bis 58 Jahren (Yorckgebiet und Kapellenberg).

Ende 2022 waren in Chemnitz 9.400 Personen arbeitslos – die Arbeitslosenquote betrug somit knapp 8%. Während an den Rändern der Stadt die Arbeitslosenquoten teilweise bei nur 1% liegen, sind sie in der Innenstadt und im Heckert-Gebiet teilweise zweistellig (Sonnenberg und Morgenleite). Das durchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen in Chemnitz lag 2019 bei 1953 €. In München etwa liegt das Pro-Kopf-Einkommen bei 2655€. Die wenigsten Autos je 1.000 Einwohner fahren in den Vierteln Zentrum (326), Bernsdorf (385) und Sonnenberg (390). Der Wohnungsleerstand liegt in Chemnitz bei 15%. Durchschnittlich sind 83% der Menschen in Chemnitz Mieter:innen. Diese Zahlen unterscheiden sich allerdings in den einzelnen Stadtteilen stark. 43% der Gebäude in Chemnitz sind frühe DDR-Wohnungsbauten (aus den Jahren 1949-1970) und DDR-Plattenbauten (aus den Jahren 1971-1990). Im Jahr 2021 lag der Mietspiegel bei 5.36€ pro Quadratmeter. Fast die Hälfte der Menschen (48%) leben in Ein-Personen-Haushalten. Im Durchschnitt hat eine Wohnung in Chemnitz eine Größe von 67 Quadratmetern.

Bei der Bundestagswahl 2021 gewann überraschend die SPD (23%) knapp vor der AfD (22%) und der CDU (15%). Im Durchschnitt der letzten vier Wahlen 2017-2019 (ohne die OB-Wahl) erreichte die CDU 24% Prozent, die AfD 23%, die LINKE 16%, die SPD 11% und die GRÜNEN 9%. Bei der Stadtratswahl 2019 wählten 7.7% der Chemnitzer:innen die rechtsextreme Partei ProChemnitz, die 2018 die rechten Mobilisierungen organisiert hat. Da weitere 17.9% der Menschen die AfD und 20% die CDU wählten, ergab sich ein rechtsdominiertes Wahlergebnis von 45.6%.


Geflüchtete und Migrant:innen in Chemnitz

12% der Chemnitzer Bevölkerung (also 28.500 Menschen) haben keine deutsche Staatsbürgerschaft. Damit hat jede:r 9. Einwohner:in in Chemnitz keine deutsche Staatsbürgerschaft (28.500 der 249.000 Menschen in Chemnitz). Infolge des Russland-Ukraine-Krieges und der Ankunft von ukrainischen Geflüchteten erhöhte sich 2022 die Zahl der in Chemnitz lebenden Migrant:innen sprunghaft auf knapp 31.000 Menschen. Der Anteil von Migrant:innen in den Stadtteilen schwankt von 30% (Zentrum) bis 1% (Stadtteile am Rand). Auffällig ist auch, dass besonders in den jungen Altersgruppen der Stadtbevölkerung ein hoher Anteil von Migrant:innen vertreten ist. So haben 17.3% der Menschen unter neun Jahren eine Migrationsbiografie. Im Alter von 10 bis 18 Jahren sind 15.3% Migrant:innen. In der Altersspanne von 19 bis 29 Jahren stellen Migrant:innen mit 27.2% sogar über ein Viertel der Stadtbevölkerung. Auch von 30-39 Jahren haben 18.5% der Menschen Migrationshintergrund – knapp ein Fünftel der Chemnitzer:innen. Etwa 13% der Migrant:innen in Chemnitz kommen ursprünglich aus Syrien, 7% aus Afghanistan, 6% aus Rumänien und 5% jeweils aus China, Indien und Russland (Stand 2019). Diese Zahlen dürften aber sich aber bis 2023 verändert haben. So leben nun in Chemnitz 5200 ukrainische Geflüchtete (Stand Februar 2023).

Die Stadt Chemnitz hat sich spätestens seit 2015 sichtlich verändert. Wo früher Leerstand war, finden sich heute zahlreiche Lebensmittelläden und Geschäfte, Barbershops, Bistros und Shisha Bars. Migrant:innen sind fester Bestandteil des städtischen Lebens und bereichern diese Stadt auf sozialer, kultureller und wirtschaftlicher Ebene. Auch in politischen Organisationen sind einige Migrant:innen vertreten. Allerdings gibt es nach wie vor gesellschaftliche Mechanismen, die die Teilhabe von rassifizierten Menschen einschränken oder verhindern.


Rassismus und rechte Gewalt in Chemnitz

Chemnitz ist eine Stadt mit rechter Tradition. Spätestens seit den 1990er-Jahren gibt es eine Kontinuität rechter Angriffe auf Menschen, die von Rassismus und Antisemitismus betroffen sind, auf linke und alternative Menschen, auf Frauen und LGBTIQ+, auf Menschen mit Behinderung oder sozialer Benachteiligung oder politische Gegner:innen von Neonazis. Die rechtsmotivierten politischen Mobilisierungen im Jahr 2018 rückten Chemnitz international in den Fokus und verliehen den Forderungen nach der Zerschlagung rechter Strukturen neues Gewicht. Doch die rechten Strukturen, welche die rassistischen Proteste 2018 organisiert haben, bestehen schon viel länger.

Seit 2008 dokumentiert die Beratungsstelle „SUPPORT für Betroffene rechter Gewalt“ vom RAA Sachsen e.V. viele rechtsmotivierte und rassistische Vorfälle in Sachsen. Auf ihrer Website gibt es eine Chronik für rechtsmotivierte Aktionen in Chemnitz. Außerdem findet man dort Texte, Statistikten und Publikationen zu rechtsmotivierter Gewalt in Sachsen.

Die rechten Mobilisierungen 2018 waren ein Höhepunkt, aber nur eine sichtbare Eskalation des rassistischen und rechtsdominierten Normalzustandes dieser Stadt. 2022 erschien der Dokumentarfilm „CHEMNITZ TRIGGERT. Zwischen Angst, Wut und Widerstand“. Diese Dokumentation zeigt auf feinfühlige Weise die Kontinuität von Rassismus und rechter Gewalt in Chemnitz aus Sicht der Betroffenen. Doch die Präsenz von Neonazis und der alltägliche Rassismus erzeugt nicht nur Angst und Wut, sondern auch Widerstand. Trotz der internationalen Empörung über die Ereignisse von 2018, trotz der Ernennung von Chemnitz zur europäischen Kulturhauptstadt 2025 hat sich bis heute wenig verändert. Dieser Film zeigt eine nie zuvor gehörte Perspektive, abseits von Staat und Imagepolitik. Kritisch, emotional und kämpferisch!

Der ganze Film ist online auf Youtube und kann mit Untertiteln auf Deutsch, Englisch und Arabisch geschaut werden: „CHEMNITZ TRIGGERT. Zwischen Angst, Wut und Widerstand“.


Trailer zur Dokumentation „Chemnitz Triggert. Zwischen Angst, Wut und Widerstand“ (2022)
Untertitel (Deutsch, Englisch, Arabisch) können manuell eingestellt werden.


Neonazis und ihre Strukturen in Chemnitz

Auf der Website der „Antifaschistischen Recherche Chemnitz“ finden sich Informationen und Artikel über relevante Personen und Strukturen der rechten Szene in Chemnitz und im Umland. Sie schreiben über die rechten Parteien AfD und Pro Chemnitz, aber auch über rechte Angriffe, Kampsportturniere von Neonazis, rechte Räume und Kulturveranstaltungen. Auf Twitter gibt es den Account „Naziwatch Chemnitz“.

Außerdem gibt es den Journalisten Johannes Grunert, der seit vielen Jahren investigativ zur Naziszene in Chemnitz und dem Umland arbeitet. Er hat Kanäle auf Mastodon und Twitter.



Linke Stadtgeschichte


Quellen und weitere Informationen:

Chemnitz in Zahlen (Datenangebot von dem FOG-Institut für Markt- und Sozialforschung).